Haarausfall Diagnose: Erkennen, Unterscheiden, Die Richtigen Tests und Ärzte

Haarausfall Diagnose: Muster, Tests & Die richtigen Ärzte

Haarausfall ist ein weit verbreitetes Problem in Deutschland und Europa. Doch Haarausfall ist nicht gleich Haarausfall: Um wirksam behandeln zu können, ist es entscheidend zu wissen, ob es sich um einen dauerhaften (z. B. androgenetischen) oder einen vorübergehenden, reversiblen Haarverlust handelt. Die richtige Diagnose ist der entscheidende Schritt auf dem Weg zur gesunden Haarpracht. In diesem Expertenleitfaden werden alle modernen Untersuchungsmethoden, Diagnosestellen und Abgrenzungskriterien verständlich und praxisnah erklärt – aus der Sicht eines erfahrenen Haarmediziners.


Wie erkennt man die Art des Haarausfalls?

Musterhafter (Dauerhafter) vs. Temporärer Haarausfall

  • Androgenetische Alopezie (Musterhaarausfall):
    Dieser tritt meist schleichend ein, beginnt traditionsgemäß an Stirn, Schläfen („Geheimratsecken“) und Tonsur und betrifft in der Regel Männer, aber auch Frauen, oft erblich bedingt. Das Muster ist gut sichtbar: Mit zunehmender Zeit weichen die Haargrenzen symmetrisch zurück. Bei Frauen äußert sich der Prozess oft zuerst durch diffuse Ausdünnung entlang des Scheitels.

  • Temporärer Haarausfall:
    Vorübergehender Haarverlust kann plötzlich einsetzen, z. B. nach Stress, Infektionen, Ernährungsumstellung, Eisenmangel, Schwangerschaft oder bestimmten Medikamenten. Oft wächst das Haar mit der Ursache-beseitigenden Therapie wieder nach.
    Typen: Diffuser Haarausfall, kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata), telogenes Effluvium und andere Sonderformen.

Typische Merkmale im direkten Vergleich

Kriterium Musterhafter Haarausfall Temporärer Haarausfall
Verlauf Langsam, über Jahre Plötzlich, innerhalb Wochen
Lokalisation Stirn, Schläfen, Tonsur Mehr flächig, diffus
Haarwurzel/Struktur Miniaturisierung Meist intakt
Rückbildungsfähigkeit Dauerhaft, ohne Therapie Häufig reversibel
Häufigkeit Sehr häufig Häufig

Die wichtigsten Diagnosemethoden im Überblick

1. Anamnese und Familiengeschichte

Eine gezielte Befragung ist der erste Schritt: Wann begann der Haarausfall? Gibt es eine Familienhistorie für Haarverlust? Gab es vor kurzem Krankheiten, Operationen, Stressmomente oder Hormonumstellungen? Ernährung? Medikamente?
Diese „Vorgeschichte“ grenzt die Ursachen sehr genau ein und gibt Anhaltspunkte für die folgenden Tests.

2. Blickdiagnose und Untersuchung des Haarmusters

Der erfahrene Dermatologe oder Haarspezialist beurteilt das typische Muster des Ausfalls:

  • Bei Männern nach der Norwood-Hamilton-Skala (Stufen I-VII)

  • Bei Frauen oft nach dem Ludwig-Schema (I-III)
    Zusätzliche Lupenuntersuchungen und Zupftests helfen, das Stadium zu bestimmen und akuten von chronischen Prozessen zu differenzieren.

3. Digitale Haaranalyse – TrichoScan und Phototrichogramm

Moderne digitale Haaranalysen (TrichoScan, Phototrichogramm) erfassen die Haardichte, den Anteil wachsenden vs. ruhenden Haaren sowie die Verteilung der verschiedenen Haartypen.

  • TrichoScan misst per Kamera auf einer kleinen Kopfhautfläche die Haardichte und das individuelle Wachstum.

  • Das Phototrichogramm dokumentiert per Mikroskop und Kamera über mehrere Wochen das Haarwachstum, die Haarstruktur und -dicke.
    Diese Methoden sind schmerzfrei und liefern präzise objektive Vergleichsdaten über den Therapieverlauf.

4. Trichogramm (mikroskopische Haarwurzelanalyse)

Beim Trichogramm werden Haare gezupft und unter dem Mikroskop die Haarwurzeln nach ihrer Wachstumsphase (anagen/telogen) beurteilt. Damit können telogene Effluvium-Formen und andere Dysbalancen aufgedeckt werden.

5. Blutuntersuchungen

Ein ausführlicher Bluttest ist besonders bei diffusem oder akutem Haarverlust essenziell. Geprüft werden:

  • Eisen, Ferritin, Zink, Selen, Vitamine (B12, D usw.)

  • Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4)

  • Sexualhormone (Testosteron, Androgene, Östrogene, DHEAS)

  • Entzündungswerte, Autoimmunmarker (bei Verdacht auf Alopecia areata)

So lassen sich Mangelzustände, hormonelle Störungen oder Immunreaktionen als Ursache erkennen und gezielt behandeln.

6. Spezialdiagnostik: Kopfhaut-Biopsie und genetische Tests

Bei unklaren, therapieresistenten oder vernarbenden Haarausfallformen kann eine winzige Hautbiopsie (Gewebsentnahme) aus der betroffenen Kopfhaut Aufschluss bringen.
Genetische Untersuchungen sind in Spezialfällen (z. B. für gezielte Therapien oder seltene Syndrome) sinnvoll und werden meist in dermatologischen Zentren angeboten.


Welcher Arzt ist zuständig?

  • Der Facharzt für Dermatologie (Hautarzt) ist bei jeder Form von Haarausfall die erste Adresse. Er bringt Expertise für alle wichtigen Diagnoseschritte mit und kann Haarsprechstunden anbieten.

  • Endokrinologen können bei auffälligen Hormonwerten hinzugezogen werden (z. B. Schilddrüse, Androgene).

  • Hausärzte sind hilfreich für eine erste Blutuntersuchung und Vermittlung an den Spezialisten.

Viele Haarzentren und große Praxen verfügen über eigene Haarambulanzen mit modernster Diagnostik.


Praxis-Tipps für Patient:innen – Was tun vor dem Arztbesuch?

  • Dokumentieren Sie den Verlauf (Fotos!)

  • Notieren Sie Krankheiten, Medikamente und besondere Belastungen der letzten Monate

  • Fragen Sie in der Familie nach erblichem Haarausfall

  • Bringen Sie alte Laborwerte, wenn vorhanden, mit

  • Waschen Sie die Haare 24–48 Stunden vor der Untersuchung nicht (besserer Kenntnisstand für den Arzt)


Fazit: Frühzeitig zur gezielten Diagnose – die Basis jeder wirksamen Haarausfall-Therapie

Nur durch eine präzise, differenzierte und moderne Diagnose kann eine wirksame Behandlung des Haarverlusts erfolgen. Erfahrene Dermatologen, digitale Analysen, Blutuntersuchungen und ggf. weiterführende Tests ermöglichen die Unterscheidung zwischen dauerhaftem Musterhaarausfall und reversiblen Haarverlustformen. Je früher fachärztlicher Rat eingeholt wird, desto größer sind die Chancen auf Erhalt und Wiederherstellung von vitalen, gesunden Haaren.

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